Archiv für Erdgeschichten 2025/01 Xenia Muscat / Kindheitswiese
Beschreibung
Das Eichhörnchen hat gute Vorarbeit geleistet: parallel zum schmalen Pfad, der im Zickzack in die Höhe führt- wir befinden uns circa 575 m über dem Meeresspiegel - hat es in den Boden der Wiese lauter Löcher zum Vergraben seiner- bzw. unserer, Walnüsse gescharrt. Südlage, Steilhang, Schwäbische Alb, Bad Urach. Weißjura
Hier finden sich hie und da auf der Unterlage von Felsschutt kleine Absprengsel von Belemniten und Ammoniten. Weiter oben sind es mehr.
Die Erde wirkt auf mich erstaunlich dunkel, gehaltvoll, obwohl es sich vom Bewuchs her um Magerrasen handelt, der maximal zwei Mal im Jahr gemäht wird. Es gibt hier viele Insekten, die Erde ist frei! ganz frei von Insektiziden und sonstigen Chemikalien.
Im Feldservitutenbuch von 1871/1873 steht, dass der König das Recht hat über dieses Grundstück Holz abzuführen.
Ich bin hier aufgewachsen, weiß dass es sich hier einmal um einen Hopfengarten handelte. In Urach hat es mehrere Bierbrauereien gegeben, eine davon gehörte meinem Urgroßvater, ich glaube nicht, dass sein Braugut hier geerntet worden ist. Dann wurde der Garten zur Streuobstwiese. Jetzt ist er etwas verwildert.
Auf dem Weg und der Wiese bin ich, sind meine Eltern und Großeltern zahlose Male gegangen, elastisch und frei, dann am Stock. Mein Vater hat die Zickzackwege gegraben. Das war so anstrengend, wurde mir erzählt, der Boden so hart, dass er krank wurde. (Er hat sich dann aber wieder erholt.) Das war etwa 1956.
Die scherengitterartig angelegten Saumpfade, führten oben zum oberen Gartentor, circa 30 Meter höher, der zu einem zugewachsenen Feldweg führt. Es ist Grund und Boden für mein derzeitiges Leben.

