Projekt Feldarbeit Text


Beschreibung

Projekt Feldarbeit:


Wann beginnt die künstlerische Arbeit in diesem Projekt. Wie geschieht das Eintauchen in das pflanzliche Sein? Diese Vielfalt, dieser Reichtum, diese Verschwendung, diese Großzügigkeit, unermesslich, nicht fassbare Vielfalt und gleichzeitig so unscheinbar, unverrückbar, zuverläassig. was denkt die Pflanze wenn Sie hier zur Kunst wird. Wann beginnt diese Arbeit?

Was bedeutet es in diesem Projekt pflanzlich zu denken, zu werden zu sein.

Was können wir Menschen von dieser Spezies lernen, eine Lebensform, die uns so fremd und unerklärlich vorkommt und von der wir gleichzeitig durchdrungen sind , evolutionär verbunden, deren Substanz uns Menschen und Tiere ebenso erfüllt, wie die Substanz der Berge, Steine, Flüsse und Meere....


Die Arbeit beginnt früher, nicht erst durch das Gehen mit dem Blick des Sammlers durch die Natur, früher schon, mit dem Wachstum der Pflanzen beginnt diese Arbeit. Ich sammle und schaue die Pflanzen danach an, ob ich sie schon im Projekt erfasst und aufgenommen habe, auch danach ob ich die Pflanzenteile die mich anregen schon gesammelt und verarbeitet habe, von manchen Pflanzen habe ich einen Teil im Winter gesammelt, wo ich diese Arbeit begonnen habe, das sind oft die Samenstände, Blätter, das was von der Pflanze im Winter übrig bleibt.
Dagegen gibt es durch die Jahreszeiten viele andere Zustände derselben Pflanze zu finden. Oft werden die Pflanzen erst in der Zeit der Blüte botanisch bestimmbar und eindeutig.

Der Prozess beginnt also mit der Arbeit einer Kuh, dem Abweiden der Natur in der ich mich bewege, ich sammle oft wahllos beim Joggen oder Spazierengehen, auf dem Weg zur Arbeit, beim Laufen durch die Stadt. Ich habe schon bemerkt das ich mich in einem Modus der Fokussierung auf das Sammeln befinden muss. Wenn ich im Garten arbeite finde ich meistens keine Pflanzen bzw ich nehme sie nicht als Objekt für das Projekt wahr.

Das Sammeln, nach Hause tragen, dann, nach Möglichkeit sofort bearbeiten und bestimmen, wenn dafür keine Zeit ist dann muss ich die Pflanzen zwischen Zeitungspapier legen, pressen und später verarbeiten.

Am Besten ist es aber die Pflanzen sofort und an einem Stück aufs Papier zu bringen, zu bestimmen vor allem. Sie einzufügen in die vielschichten Formen des Speichers.


Das ist oft die größte Schwierigkeit, zumal die üblichen Bestimmungsbücher immer über die Blüte bestimmen. Da ist Zeitraum einer eindeutigen Bestimmung eng begrenzt. So gibt es im Projekt viele unbestimmte Pflanzen und Pflanzenteile. Dieses Werk soll mich ja nicht verrückt machen.

Vielleicht findet mal ein ausgefuchster Botaniker die Seite im Netz und korrigiert meine Fehler.

Ich wäre dankbar für Hinweise denn es gibt sicherlich viele Fehler bei der Bestimmung.

Der Prozess der Bearbeitung ist kurz und braucht doch eine Menge intuitiver Überlegungen.

Wie ordne ich die Pflanzen auf dem Papier an, welches Papier nehme ich, welches Format, welche Tinte, Farbe, drucke ich mit der Pflanze, wie sprühe ich und arbeite ich nach mit Stiften, Farben, der Pflanze selbst, nehme ich einen Rahmen und wenn ja welchen?
Und wenn ich eingreife und verändere wie tue ich es?

Ist das Blatt fertig, wird beschriftet und die Stempel markieren einen Abschluss.Die beiden Stempel und die Beschriftung sind überhaupt sehr wichtig, bezeichnen den Abschluss der Arbeit und geben dem Bild im wirklichen Sinn des Wortes die Bestimmung.

Nun wird das Blatt fotografiert und findet seinen Weg ins Internet. Auf WordPress unter feldarbeit-kunst.de gibt es dann ein digitales Archiv, ein Herbarium, einen Katalog der Pflanzen mit den Bildern die zu dieser Pflanze entstanden sind. Dort werden dann auch die inhaltlichen Kategorien verteilt.

Erst dann ist der Prozess am Bild abgeschlossen.

Es gibt also ein einzelnes Werk, ein Blatt mit einer oder auch mehrerer Pflanzen oder Pflanzenteile, und es gibt das gesamte Werk, ein wachsender Stapel Blätter und Mappen, Hefte und Ordnern aller Blätter und sein Äquivalent im Internet.

So wird das Werk, das Projekt feldarbeit seinem Gegenstand immer ähnlicher, wildes Wachstum, überbordende Lebendigkeit und Vielfalt, einzelne Blätter die an sich einzigartig sind wie ein Blatt oder eine Blüte und doch verbunden sind mit einem Ganzen scheinbar unbegrenzt unendlich vielfältig.

Die Arbeiten sind unterscheidbar. Es gibt Blätter auf denen die Pflanze nur durch das Aufsprühen von Tinte sichtbar gemacht wurde, dann gibt Blätter wo nach dem Aufsprühen der Tinte noch eingegriffen wurde, die Pflanze bewegt, mit einem Objekt in der nassen Tinte gestisch eingegriffen, mit Farbe oder Bleistift noch gezeichnet wurde, Blätter mit Farben, Blätter mit Rahmen und Spuren auf dem Papier vor oder nach dem aufbringen und abbilden der Pflanze. Und alles durcheinander.
Die Papiere sind unterschiedlich die Formate ebenso, es gibt Blätter mit schwarzer Tinte und Blätter mit gelber, roter und anderen Tinte.

In der nächsten Zeit will ich mit unterschiedlichen Verdünnungen arbeiten, mit rostigem Wasser, will bei den Objekten selbst genauer hinschauen um neue Entdeckungen zu machen, Details abbilden und Verbindungen zwischen den Pflanzen herstellen.

Experimente mit Papier, kleinere Formate, das Abbilden von Pflanzengemeinschaften, Überlagerungen...

Parallel entstehen immer auch Hefte und Bücher, anfänglich gedacht um einen Katalog zu erstellen.

Wie kann diese Arbeit ausgestellt werden. Einzelne Blätter könne ganz traditionell gehängt werden, es sollte aber auch immer die Möglichkeit bestehen die ausufernde Menge der Arbeiten begreifbar zu machen. Denkbar wäre eine Diashow über Beamer, die Arbeiten sind ja alle fotografiert.
Die Fotos sind jetzt zum Teil nicht richtig scharf und zeigen oft nur einen Ausschnitt.

Ungeklärt und unerprobt ist auch die Frage der Rahmung

Es gibt Arbeiten auf zwei, drei und mehr Blätter. Die Pflanzen sprengen gelegentlich die Grenzen des Papiers. Das ist auch spannend.

Ein Aspekt dieser Arbeit ist die Verbindung zum Herbarium als ein Archiv der Pflanze, der Prozess der Archivierung, Dokumentationen, das vergebliche Streben nach Vollständigkeit der Sammlung, das botanisierende Betrachen und bestimmen bestimmen und zuordnen, der Versuch in dieses Überbordende eine Ordnung und eine Struktur zu bringen. So bewegt sich die Arbeit an der Schnittstelle von Botanik, Archiv und Kunst. So verlässt dieses Projekt auch die üblichen Formen der Kunst und die Praxis der Präsentation.

ulrich koch / bismarckstrasse 1 / 72793 pfullingen